Wettbewerb Sanierung Reitschule Grafenegg - 2. Auswahldurchgang

Auftraggeber: Grafenegg Kulturbetriebs GmbH
Ort: Grafenegg, Niederösterreich


Die Reitschule:
Die Reitschule soll in ihrer ursprünglichen Erscheinung nach außen wiederhergestellt werden. Daher streben wir die Aufstockung in angleichender Materialität als Ziegelbau, die entsprechende Fensterteilung und die originale Dachsilhouette in Blecheindeckung an. Der Reitschulkomplex mit den nördlichen Nebengebäuden wird somit wieder vervollständigt und wirkt als eigenständiger Baukörper im Gesamtensemble des Schlossparks. Im Inneren bietet sich die Ziegeloberfläche als stimmungsvolle Textur des Veranstaltungssaals. Das klassizistische Raumerlebnis wird lediglich durch technische Notwendigkeiten ergänzt. Ein Lastenlift und ein Stiegenabgang im Westbereich sowie eine Teleskoptribüne im Ostbereich sind die einzigen baulichen Fixpunkte im offenen Saalgrundriss. Unterschiedliche Nutzungsvarianten erlauben maßgeschneiderte Veranstaltungslösungen. Die gepolsterten Sitzbänke der einfahrbaren Tribüne führen zu hoher Aufenthaltsqualität – die Wertigkeit des Sitzens wird ebenso zum Thema des Besuchererlebnisses. Das absenkbare Bühnenrack ist in einem Deckenraster aus schwarz lasierten Leimbindern integriert. Der Raster bietet hohe Flexibilität in der Bespielbarkeit des Saals. Es können Bühnenelemente, Beleuchtungskörper sowie schallabsorbierende Elemente individuell daran ausgerichtet werden. Eine hohe Qualität an Raumakustik wird gewährleistet und die Klarheit der historischen Gebäudestruktur wird konsequent weitergeführt. Der Deckenraster ist im Verbund mit den darüberliegenden Stahlträgern der neuen Dachkonstruktion statisch wirksam. Die bestehenden Hauptachsen werden im neuen Tragwerk wieder aufgenommen. Der Dachstuhl wird nicht inszeniert – das Raumgefüge findet im Deckenraster einen ruhigen Abschluss.

Der Seminarraum:
Der Baukörper des Seminarraums befindet sich zurückversetzt an der Westfassade des Reitschulgebäudes bzw. des Nebengebäudes – die Solitärwirkung der Reitschule bleibt somit gewährleistet. Der Grundriss entspricht einem rechtwinkeligen Trapez, wobei sich die Westfassade abtreppend Richtung Norden verjüngt. Im südlichen Bereich nimmt die Gebäudehöhe Bezug auf den Höhensprung zur Reitschule, im nördlichen Bereich wird die Traufenhöhe des Nebengebäudes aufgenommen. Es entsteht eine klar ablesbare Höhenstaffelung. Die West- und Ostfassade nehmen die Bogengeometrie der Reitschule auf – die entstehende Durchlässigkeit überlagert Alt und Neu. Der Seminarraum wird als Arkadengang erfahrbar, der, eingebettet in der Parklandschaft, zwischen den historischen Baukörpern vermittelt. Die Südfassade ist öffenbar und bildet aufgrund der Staffelung einen Tiefeneffekt, der Veranstaltungen im Innen- und Außenraum wirksam rahmt.